Neujahrswanderung
- Draculi
- 3. Jan. 2021
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 7. Aug. 2022
Das neue Jahr 2021 wollte ich entspannt und gestärkt beginnen, und natürlich auch geistig im Reinen mit mir sein. Andere legen sich zu diesem Zweck in die Badewanne. Ich dachte mir, ich probiere stattdessen den Wanderweg rund um Wien aus: https://www.wien.gv.at/umwelt/wald/freizeit/wandern/rundumadum/
Bei dieser Wanderung bin ich Etappen 1-3 gegangen.
Mein Plan war, am Steinitzsteg in den Rundumadum Wanderweg einzusteigen und diesen dann gegen den Uhrzeigersinn abzugehen.
Den Rucksack habe ich noch schnell am Vorabend gepackt und darin auch Schlafsack und Unterlagsmatte, 6l Wasser sowie diverses Obst und Gemüse als Wegzehrung mitgenommen. Geplante Zeit für den Abmarsch: 06:30 am 1.1.2021.
Daher habe ich noch am 31. 12. die Neujahrsglückwünsche versendet und dann am Handy den Flugmodus aktiviert und das WLAN ausgeschaltet.
Nach dem Läuten der Pummerin und dem Donauwalzer wurde der Fernseher abgeschaltet und ich ging ins Bett um frisch am nächsten Tag um 06:00 aufzuwachen.
Zum Frühstück gab es Ham and Eggs mit Kaffee. Und wie es so ist, je ernster es wird, je näher der Zeitpunkt des Abmarsches kommt, desto mehr fallen einem Aufgaben ein, die noch "unbedingt" erledigt werden müssen.
Vorsorglich habe ich mir mit 06:30 den Abmarschzeitpunkt gesetzt, den ich dann um 07:00 auch wirklich eingehalten habe. Sonst hätte ich noch begonnen, den Boden aufzuwischen statt endlich zu gehen.
Es ist wunderschön, durch die leere Stadt zu gehen. Gerade als die Stadt beginnt aufzuwachen, erreiche ich den Steinitzsteg. Mit großer Freude sehe ich auch die Markierung für den Rundumadum Wanderweg. Die ersten 5km waren Anmarsch, jetzt wird es offiziell.

Diese Markierung ist tatsächlich gut. Ich habe mir des Öfteren gedacht: "Jetzt bin ich mir wirklich nicht mehr sicher, ich sehe am Plan nach." Gerade als ich an komfortabler Stelle stehenbleibe, den Blick ein letztes Mal hebe, die Hand am Zippverschluss in dem die Wegbeschreibung enthalten ist, sehe ich die nächste Markierung. Die Wegbeschreibung kann stecken bleiben. Alles toll.
Ich gehe also nach dem Steinitzsteg die Donaupromenade entlang bis zum Kahlenbergerdorf, wo auch schon der Aufstieg auf den Berg beginnt. Gerade, wenn das Leben in der Stadt erwacht, entflüchte ich durch den Aufstieg.
Ein Läufer kommt mir entgegen - ein Greis, ein geschätzt 95-Jähriger - läuft und wünscht mir Prosit. Ich ihm auch, aber drei Schritte später merke ich, dass der Boden leicht eisig ist. Der Alte konnte es wohl nicht mehr erwarten: "Corona hat mich nicht auf die Intensivstation gebracht, ich laufe bei Eis den Leopoldsberg runter". Nimm das, Schicksal.
Ich mache den Aufstieg. Tatsächlich sehr langsam, um nicht auszurutschen. Kaum zu glauben, dass der Alte diese Strecke runtergelaufen ist. Hatte vielleicht Spikes auf den Laufschuhen.

O Erdenpilger dessen Aug und Herz sich labt
An all der Schönheit rings in Gottes Garten
Mit dem einst Markgraf Leopold ward begabt.
Als ruhmvoll grüßten Babenbergs Standarten.
Gedenke wie von dieser heiligen Landeskrone
Einst Wiens Entsatz den Anfang hat genommen.
Dem treuen Gottvertrauen Freiheit ward zum Lohne.
Wer Österreich Liebt sei herzlich hier Willkommen.
Am Leopoldsberg habe ich ein paar Fotos gemacht und bin dann weiter Richtung Cobenzl gegangen. "Bei der Kreuzeiche" kann man den richtigen Weg schnell verlieren, denn es handelt sich um einen Rundweg um den Cobenzl. Ich bin daher einfach stur gegen die Richtungspfeile gegangen und war dann wieder "Bei der Kreuzeiche". Schon stimmte der Weg wieder. Am richtigen Weg bleibt man, wenn man über die Kreuzung geradeaus geht.
Leider sind die Fotos immer neblig. So ist aber das Wetter.
Sobieskidenkmal. Die Inschrift ist aufgrund des Marmors kaum zu entziffern. Ich versuche es trotzdem.

"Die Schlacht am Kahlenberg am 12. September 1683 bildete den Kulminations- und Wendepunkt eines Ringens zweier Imperien - jenes der nach Westen expandierenden Osmanen und jenes der in die Defensive gedrängten Habsburger. Dank eines europäischen Verteidigungsbündnisses zum Schutz von Krakau und Wien an dem sich der König Polens Jan III. Sobieski in führender Weise beteiligte, gelang der Entsatz der Stadt.
Mehr als 50.000 Menschen aus vielen verschiedenen Ländern verloren in diesen Kämpfen um Wien ihr Leben.
Möge dieses Ereignis in Erinnerung bleiben, um an ein friedliches Zusammenleben der Menschen in Europa zu gemahnen."
Meinen ersten Stempel holte ich mir bei der Josefinenhütte.
Den zweiten Stempel dann bei der Agneshütte.
Agnesbrünnl:
Nach weiterer Wanderung über den Hermannskogel landete ich lettzendlich bei der Kreuzeichenwiese.

Es war auch schon spät: etwa 15:00 und ich habe die Wanderwegschilder nicht mehr so gut gesehen. Der Boden sah jedoch verführerisch für ein Nachtlager aus. Laubwald, völlig bedeckt mit den Blättern des Herbstes, gemeinsam mit meiner Unterlagsmatte und meinem Schlafsack könnte das ein gutes Nachtlager werden.
Die Temperaturen waren mir dann aber doch zu niedrig und von 16:00 weg wach bleiben ohne Aufgabe war mir zu sinnentleert. Daher habe ich wieder alles zusammengepackt und zugesehen, bei genügend Restlicht zum nächsten öffentlichen Verkehrsmittel zu kommen.
Diese Wanderabschnitte des Rundumadum Wanderwegs sind wirklich sehr interessant und kurzweilig, sicherlich besonders dann, wenn die Lokalitäten wieder offen haben dürfen und es ein wenig wärmer ist. Dann kann ich mir gut vorstellen, auch mit den Kindern einen Abschnitt des Rundumadum Wanderwegs zu gehen und sich dann in einer der Hütten zu belohnen.
Wie habe ich zu Beginn noch gemeint - Liegen in der Badewanne wäre nichts für mich? Nun - nach der Heimkehr lag ich entspannt in der Badewanne und schaltete erst spät am nächsten Tag den Flugmodus des Mobiltelefons wieder aus.
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