Nederland, ahoi!
- Draculi
- 31. Juli
- 14 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 1. Aug.
Die Idee:
Die Planung startete einfach mit einem „was machen wir nächsten Sommer?“. Einen Road-Trip haben wir schon einmal gemacht – vielleicht diesmal einen Boat-Trip? Einfach ungezwungen alle Ziele anfahren, die einen entlang Flusslaufs so interessieren. Und gleichzeitig ein Leben auf dem Hausboot wie auf einem Campingmobil - selbst kochen, Ordnung halten, dennoch im begrenzten Bereich einfach frei sein - also fahren, wohin man will. Gute Idee! Das kann man in vielen Ländern machen, Deutschland, Frankreich, Niederlande, Irland. Für die echte Freiheit, glaube ich, sind die Niederlande geeignet. Sie haben einfach ein sehr weitreichendes Flussnetz, Brücken regeln ein- und Ausfahrten, Marinas gibt es fast in jedem Dorf und...der Niederländer fährt mit dem Boot und ist Ausländer gewohnt (verzeiht also Fehler). Ideal!!! Außerdem komme ich relativ einfach mit dem Zug in die Niederlande (stressfrei, Youngsters haben ein Erlebnis, ich bin ausgeruht am Zielort). Auf https://ferien-auf-dem-wasser.de oder https://www.leboat.com/ gibt es führerscheinfreie Hausboote zu mieten. Wegen der Anreise mit dem Zug und weil die Kinder die Niederlande noch nicht gut kennen, habe ich mich bei der Suche auf Touren in den Niederlanden fokussiert.
Auch wenn die Boote führerscheinfrei sind, wollte ich nicht gänzlich unvorbereitet ein solches Boot mieten.
Vorbereitung:
Sicherheitshalber mache ich daher schnell das Schiffsführerpatent 10m inkl. Seestraßen (Schleusen), schadet nicht und kostet nicht viel (bei https://www.bootsfahrschule-wien.at). Vorweg: das SFP10m bringt ohnedies nichts für diese Boote, da sie länger als 10m sind. Trotzdem fühle ich mich danach bei Vorrangregeln, Verkehrszeichen und Praxis am Schiff sicherer. Der Kurs war auf Videolektionsbasis und mit online Skriptum inkl. einer Praxiseinheit, in der alle wichtigen Manöver, einer Schleusung, Wende, Mann-über-Bord Maneuver gemacht wurden und noch zusätzlich einem Antritt zur behördlichen Prüfung. Das Ergebnis der theoretischen Prüfung mit Multiple-Choice Test beim Magistrat war nicht ganz vorhersehbar, aber wer nach Verständnis gelernt hat, hat mit sinnerfassendem Lesen genug Zeit, um die Fragen zu beantworten. Ich meine es ernst: 20-25 Personen, jeder sein "Internetfähiges Endgerät" mit - manche mit iPhone, manche mit Tablet, Rooties wie ich mit Notebook, aber dann kommt ein Theorietest, der es in sich hat: Multiple Choice aber etwa 8 Antwortmöglichkeiten. Mehrere möglich - eine falsch, Frage falsch. Da kann wirklich alles rauskommen. So wie bei mir, 3 durchgefallen. Ich nicht - weil Auftrag ist Auftrag. Ming fragt mich noch vor der Prüfung: "Was ist, wenn Du die Prüfung nicht schaffst?" Meine Antwort - Terminator Stimme: "Manchmal muss man einfach liefern, wenn es drauf ankommt." Die praktische Prüfung ist danach durchaus machbar mit Knotenkunde und ein paar Fahrmaneuvern.
Organisation:
Relativ bald habe ich ein Boot gefunden, das uns dreien zusagte. Leider setzten die Organisatoren eine Besatzung mit 2 Erwachsenen voraus. Da habe ich gleich mit meinem voraussichtlich positiven SFP 10m hinterfragt, ob das denn wirklich notwendig ist. Weil so wie ich das kenne, muss ein Kapitän in der Lage sein, sein Schiff zu steuern und anzulegen. Mehr Personal ist ein Luxus. Und meine Youngsters sind sehr gut ausgebildet. Daher war meine Frage: Ich werde den SFP10m abgeschlossen haben (So eine schöne Vorzukunft / schönes Futur II). Die Organisatoren antworteten mir mit einem alternativen Schiffsportfolio (sozusagen, die Schiffe, die ich mir ausgesucht habe bitte nicht unbedingt - sie haben da noch ein paar Kutter, wenn die untergehen, ist es nicht ganz so schlimm). Aber auf den Bildern waren sie durchaus schön. Wir entschieden uns für die Kotterjacht „Elaine“.
LxBxT(iefgang): 11,30 x 3,70 x 1
Durchfahrtshöhe: 3,75-5m (was uns durch starre Brücken leider manche Ziele verhindert hat. Die meisten Orte sind aber aufgrund beweglicher Brücken erreichbar)
Dusche, elektrische Toilette, 2 Kabinen, Gaskochfeld, Kühlschrank, Heizung, Bug- und Heckstrahlruder. Für uns drei war es eine Yacht.



Leider ist dieses Boot in Woudsend abzuholen. Laut Internet eine schöne Stadt, kenne ich aber nicht und die ÖBB auch nicht. Kurz war ich versucht, über https://traivelling.com (eine leiwande Seite, die alle Zugverbindungen international anzeigt und mit Konto kann man sogar über die Burschen einen Fahrschein kaufen - gegen eine kleine, berechtigte, Abgabe) eine Zugverbindung zu buchen, aber relativ bald hat sich eine neue Möglichkeit ergeben: Ein bisschen habe ich auf der Online Karte nach größeren Städten in der Nähe von Woudsend gesucht und bin auf Sneek gekommen. Mit anderen Worten – irgendwie kommen wir da schon hin. Daher wurde das Boot für eine Woche gebucht (Montag bis Montag).
Freunde von uns wohnen in der Nähe von Bremen und haben ein gemeinsames Treffen vorgeschlagen „wo wir doch gerade in der Nähe sind“. Gute Idee!
Daher sind wir von Freitag 20:10 mit den neuen ÖBB 2. Klasse Couchettes nach Hamburg gefahren und dort am Samstag etwa um 09:00 angekommen. Der Nachtzug hält wirklich lange in den entsprechenden Stationen. Beim Einfahren nach Hamburg Hauptbahnhof hat Ming begonnen, sich die Zähne zu putzen…Wir sind trotzdem noch rechtzeitig aus dem Zug gekommen. Der Stationswart meinte noch: „ Jetzt steigen noch immer welche aus. Die nächsten sollen eben nach Altona fahren.“. Unser Trick: weitergehen mit Poker-Face. No entiendo, turista, mucho trabajo, no tengo dinero, donde está la biblioteca Pedro.
Unser Ziel war gemeinsam mit den Bremer Hawerern bei der Bullerei von Tim Mälzer zu Mittag zu essen (https://bullerei.com/).

Die Zeit bis dahin haben wir drei uns an der Außenalster vertrieben.

Da unsere Rucksäcke doch sehr schwer waren, haben wir sie vor Ort in die Schließfächer am Bahnhof gegeben. Sparmeister, wie ich bin, habe ich versucht alle drei in ein Schließfach zu bekommen. Dazu noch meinen Tagesrucksack, weil es sich gerade noch ausgeht. Der Preis für dieses Schließfach waren 4 € für 24 Stunden (nach Aufkleber). Dass ich das einzige Schließfach ohne Restgeldanzeige - also ein defektes - gewählt habe, ist mir erst später aufgefallen. Ich gehe jedenfalls herum und organisiere mir die 4 € in Münzen: kaufe einen Kaffee und eine Tageskarte für den HVV (da können bis zu 3 max .14 jährige mitfahren. Guter Deal). Werfe die 4 € ein und versuche das Schließfach zu schließen. Keine Chance. Die Türe war zu, aber der Schlüssel hat sich nicht abziehen lassen. Geld konnte man sich auch nicht zurückgeben lassen. Klarer Fall: ich habe meine Münzen in einen defekten Automaten geworfen. Trotzdem versuchte ich mein Glück beim Bahnschalter, denn jetzt noch einmal 4 Euro organisieren und ein anderes Schließfach zu nehmen wollte ich nicht. Nach kurzer Wartezeit konnte ich mein Anliegen vortragen und mir wurde ein Techniker zu den Schließfächern geschickt. Der hat mich gleich als "Meister" begrüßt. Gefällt mir, daher habe ich meinen Fehler mit Münzeinwurf im einzig defekten Münzzähler verschwiegen. Der Techniker meinte mit einem professionellen Blick: "Tür geht nicht zu, weil die Taschen dagegen drücken. Also Sie können jetztkräftig dagegen drücken oder zwei Fächer nehmen." Challenge accepted: ich drücke dagegen und er soll bitte den Schlüssel drehen. Geht nicht. Also seine zweite Variante: "zwei Schließfächer nehmen, die Taschen drücken gegen die Tür." Worauf ich einfach noch einmal geschlichtet habe und zwar mit 10 cm Freiraum zur Türe. Schnell dem Techniker gezeigt: sehen Sie, kein Kontakt mit der Türe – jetzt müsste es doch gehen, oder? Techniker probiert wieder, geht nicht. Seine Aussage:“ Das haben Sie ja ziemlich kaputt gemacht.“ Hahaha – wie? Na jedenfalls beließen wir es bei einem Unentschieden, er sperrte meine Sachen ein und gab mir eine Nummer, sollte ich meine Rucksäcke wieder benötigen. Das war aber nicht notwendig, das Schließfach habe ich selbst wieder aufsperren können.
Dann aber auf zu Tim Mälzer und der Bullerei. Ganz ohne Reservierung, einfach gemütlich im Deli vorbeikommen. Das hat sehr gut funktioniert und wir haben den Meister persönlich auch eine Kiste aus seinem Lokal tragen sehen. Also es gibt ihn und es ist nicht nur Show.
Nebenbei – köstliche Speisen, Kroketten, Karaage, Schweinsnacken, Pinsa, Smash Cheese Burger und sehr gute Pommes Frites.
Danach sind wir noch auf einer Barkasse durch den Hamburger Hafen gefahren. Eine Rundfahrt mit sehr launigem Kommentator und guter Unterhaltung. Natürlich hätten wir auch mit einer der HVV Fähren fahren können, denn die Fähren sind Bestandteil des öffentlichen Verkehrsnetzes und damit hätten wir mit unseren Fahrscheinen gleich die Tour machen können. Aber dann hätten wir die Kommentare des Barkassenkapitäns versäumt und das wäre schade gewesen. Von Samstag auf Sonntag übernachteten wir bei unseren Freunden bei gutem Essen, guten Gesprächen und Hard Rock E-Gitarrenmusik.
Von Sonntag auf Montag (Montag, der Tag an dem ab 15:00 unsere Kotterjacht abgeholt werden kann) übernachteten wir im Ibis Budget Bremen Hauptbahnhof. Der Bremer Hauptbahnhof hat ein Problem, die Zimmer im Ibis sind aber gut und am Abend ist in großer Nähe eine Filiale Hans-im-Glück, die ganz gute Burger produziert.
Am Sonntag habe ich die Zeit genutzt und bin in die DB Information gegangen um die Fahrt am nächsten Tag nach Sneek zu organisieren. Das hat einwandfrei funktioniert, inkl. zwei Optionen: Morgens um 07:50 Abfahrt in Bremen oder um 09:53.
Wir schafften am Montag die 07:50 denn das Frühstück im Ibis lud nicht zum langen Verweilen Zwecks Verspeisens köstlicher Delikatessen ein. Und außerdem: wenn es um etwas geht, dann stehen die Youngsters wie Soldaten vorbereitet in den Türen. Erst mit dem InterCity nach Leer, von dort mit dem Bus nach Groningen, dort mit dem Zug nach Leuwarden und von dort mit dem Zug nachSneek. Zuletzt, mit dem Bus (achtung, teuer) um etwa 18€ von Sneek nach Woudsend. Der Trip hört sich mühsam an, ist er aber nicht, weil die Ankunfts und Abfahrtszeiten für mich sehr gut abgestimmt waren (keine Eile, aber auch keine Langeweile - so 5 bis 10 Minuten) Es ist eine Busstation beim Kreisverkehr, leicht außerhalb von Woudsend: Wellebrug. Denn wir mussten zum Jacht Charter DeDrait, gingen aber der Buslinie Richtung Zentrum nach. Das waren 30 verlorene Minuten mit vollem Gepäck. Alles wieder 30 Minuten zurück, weitere 18 Minuten um die Jacht abzuholen. Wenigstens ein gutes Fitnesstraining nach der langen Zugfahrt. Ja natürlich hätte ich mir die Karte vorher besser ansehen können. Aber Irrwege mit Gepäck gehen und umkehren formt den Charakter :)

Mein Hunger war schon groß. Der der Youngsters vermutlich auch. Eigentlich wollte ich vor Übernahme der Yacht etwas essen gehen, aber es ließ sich nicht vermeiden, dass wir die Jacht bezogen und das einstündige Skippertraining absolvierten. Ja, ich habe es trotz meines SFP10m gebucht. Ich muss sagen, das Handling des Boots ist nicht ganz so komfortabel, auch mit Bug und Heckstrahlruder nicht, wie das von einem Sportboot. Wegen Verkehrsregeln usw (das war eigentlich meine Hoffnung) war das Skipper Training weniger sinnvoll: „Regeln, ich weiß selbst nicht genau – ich stehe immer und warte was geschieht)“, so mein holländischer Trainer. Ok, da hätte ich statt des Skippertrainings auch drei Glückskekse essen können.
Wir sind dann mit den zugebuchten Fahrrädern in die Stadt gefahren, haben dort (gerade noch) zu Mittag gegessen (15:00). Ich einen Muschelsalat, die Kinder Uitsmijter )(Spiegelei) mit Schinken und Käse und Boa Buns. Vor dem Heimweg haben wir noch im Spar in Woudsend Lebensmittel gekauft, war aber nicht so sinnvoll. Ming hat sie auf seinen Gepäckträger gegeben und dieser hat die einzig relevante Bodenwelle nicht ausgehalten: 8 von 10 Eiern für die Möwen. Schade. Warum die Eile? Es fing zu regnen an. Aus Regen wurde ein Wasserfall. Wir jedenfalls komplett durchnässt beim Schiff angekommen.
Egal, denn wir haben trockenes Gewand, warmes Wasser und Handtücher an Board. Den Youngsters hat es gefallen.
Der ursprüngliche Plan, heute am selben Tag Richtung einer der Inseln im Heegermeer zu fahren, das haben wir einmal geändert und uns damit angefreundet, doch am Schiff bleiben zu müssen. Mit der Zeit legte sich aber der Starkregen und wir sind doch auf das Heegermeer gefahren. Ziel: einer der öffentlichen Anlegeplätze „Marrekrite“. Beim ersten (zu) sehr zuvorkommene nördliche Seemänner angetroffen, die meine Fahrmanöver mit „falsche Richtung“ und „rote Boje, grüne Boje, Fahrwasser, Fahr noch mal an“ kommentierten. Meine Standardantwort bei so „hilfreichen“ Tipps: „Jojo.“ Wegfahren, nächsten Platz nehmen. Gesagt, getan, war kein Problem, bis auf den Punkt, dass ich mit etwas weniger Drehzahl navigieren sollte. Aber die erste Nacht war gesichert.
Abendessen war wegen des späten Mittagessens nicht nötig, daher Munchkin Zombies gespielt, gesnackt und dann schlafen gegangen.
Dienstag, nächster Tag (Brombeeren gefunden und einen Läufer, der schon die 5. Runde um die Insel gemacht hat). „Mijn kleine Eiland" hat er mir auf Holländisch zugerufen. Also meine kleine Insel. Ich nicke freundlich, glaube ihm das und fühle mich so frei wir er.
Abgelegt, und Richtung Stavoren gefahren. Dabei die BB „Bewegte Brücke“ passiert im Hafen von Stavoren angesehen, wie die Maschinen für Abwasser und Frischwasser (also wenn man das Boot nachfüllen oder entleeren muss) funktionieren UND wie die Bezahlung im Hafen läuft: ab 16:00. Also haben wir gewusst, wir essen zu Mittag, gehen einkaufen (diesmal mit Rucksack) und hauen um spätestens 15:30 ab.
Das Essen war ausgezeichnet: Toast Hawaii (YES, Ming, Legend!), Miesmuscheln (Fang des Tages – super köstlich mit zwei Leffe Blonde), Fischsuppe (Gute Wahl, Cupcake). Dazu zum Teilen noch Bitterköttel oder wie die heißen. Schwer zu identifizieren. Sehr knusprig, sehr heiß, mit Senf.
Danach waren wir noch einkaufen und sind los gefahren. Beim passenden Marrektrite angelegt, diesmal souverän. Ein Holländer hat die Leine von Ming gefangen, fixiert und wieder zurückgeworfen. Ming hat die Leine korrekt am Boot fixiert. Ich habe achtern übernommen und dann gemeinsam mit den Youngsters noch eine Achterspring gelegt.
Abendessen werden vielleicht ein paar MREs (Meals Ready to Eat). Für mich wird es nur mehr eine Dusche.
Ja, es wurde wirklich eine Travelite MRE: Kartoffeleintopf mit Rindfleisch. Also Fertigpürree mit gefriergetrocknetem Rindfleisch. Youngsters mochten es.
Am nächsten Tag, mittlerweile der Mittwoch, bin ich wie üblich um etwa 06:00 aufgewacht und habe mir Kaffee gemacht. Dann bin ich nach kurzem Rundumblick einfach um die Marrekite Insel gegangen. Das geht relativ schnell. Ich frage mich, wer hier die Schneisen schneidet? In Österreich würde maximal ein 30cm breites Wegerl freigeschnitten werden – hier passen säuberlich zweieinhalb Scheibtruhen rein. In Wien würde ich mich über Radwege in dieser Breite freuen!


Eh Wurst. Ich komme zurück und bereite das Frühstück vor – diesmal gebratener Speck, 2 Spiegeleier und zwei Scheiben getoastetes Brot. Man kann nichts falsch machen und es riecht so gut, dass jeder aufstehen will. Kleiner Trick.
So funktionierte es auch. Zusatz-„Feature“: die Nachbarn, die uns gestern beim Anlegen geholfen haben sind heute nackt beim Frühstück gesessen. Bei deren - nicht unserem. „Papa, hast Du die neben uns gesehen?“ – „Der, der nackert das Boot schrubbt?“ – Warum macht man das?“. Ich habe gelassen von meinem Häferl Kaffee getrunken, nicht einmal aufgeblickt und lässig gesagt:“Das ist ein freies Land.“ (Ich werde Mikeman ewig für diesen Spruch dankbar sein.)
Jedenfalls haben wir dann unsere weitere Route geplant und sind Richtung Makkum weiter gefahren. Angekommen bei einer der Schleusen hat die genau vor uns zu gesperrt. Wir haben kurz in der Karte nachgesehen – ja, macht gerade Mittagspause – was für uns bedeutet hat, wir müssen nebenan in Warteposition festmachen. Das haben wir gemacht und eine Stunde gewartet, geplaudert, geplant, die Situation genossen.
Nach der Stunde haben wir geradezu perfekt die Position wieder verlassen und sind in die Ortschaft gefahren. Bei dieser bewegten Brücke wurden auf einmal 6€ Wegzoll/Lagezoll fällig, die über einen QR-Code zu bezahlen waren. So schnell war ich nicht. Außerdem war das Mobiltelefon fast leer. Ich habe geglaubt, ich kann das bei der Hafenmeisterei später oder am nächsten Tag bei Ausfahrt wieder bezahlen. Wir werden sehen.
Jetzt einmal verspätet Mittagessen (etwa 14:15). Ich habe das 12 Uhr-Menü genommen, Cupcake die Kroketten auf Brot und Ming das Fleischlaberl (was eine Fleischkugel in dünner aber durch Zimtnelken weihnachtlicher Suppe ist). Alles super. Also wer glaubt, die haben hier nur Pommes Frites und Muscheln, der irrt. Die Küche hier ist wirklich nicht zu verachten. Nichts davon so lustlos wie die Sacherwürstel, die wir in Wien unseren armen Touristen kredenzen.

Wir haben uns entschieden, hier über Nacht zu bleiben. Das Abendessen war getoastetes Brot, Butter und Ölsardinen. Seebären wie wir eben sind.
Der praktische Nebeneffekt an Makkum ist, dass wir einen Anlegeplatz vom Frischwassernachschub und der Abwasserentsorgung weg waren. D.h. kostenlos am Vortag und am nächsten Tag Frischwasser nachfüllen und Abwasser abpumpen. „Frischwasser“ – das sollte man „Brauchwasser“ nennen, denn das Wasser aus dem Frischwassertank würde ich wirklich nur im Ausnahmezustand und abgekocht trinken. (einen Meter weiter ist die Abwasserabsaugöffnung. Nicht jeder spült und desinfiziert das Deck, speziell um die „Frischwasseröffnung“ – alles klar?)
Übrigens: Niederlande und öko-Gedanke: Dort sieht man wie „gut“ man lebt: es steht einem frei, z.B. Fleisch um 1, 2 oder 3 Sterne zu kaufen. 1 ist halt fast als hätte man das Schwein selber zu Tode erdrosselt, 3 ist bio und (keine Ahnung, wie es geschlachtet wurde). Man könnte noch Kategorie 4 einführen: ich lasse es und nehme mir einen halben Kilo Gemüse.
Am nächsten Tag ,Donnerstag, sind wir von Makkum nach dem Frühstück wieder zurück gefahren. Wieder haben wir es nicht geschafft, den QR Code abzuscannen. Ich hätte auch zum Hafenmeister gehen können, aber so eben nicht. Egal. Also, diese Nacht habe ich mir ergaunert. Wenn mich wer aufhält, stelle ich mich dumm. Die Route führte von Makkum durch den Panhuyskanal (wo wieder die Panhuysschleuse mit Voranmeldung war – Achtung, Cupcakie reißt Fender ab und zerkratzt Bootslackierung). Richtung Bolsward, aber gleich wieder Süd-östlich über die Trekfeart nach IJlst. Dort einfach durch und über DeGeau durch Sneek durchgefahren. Keine Chance, irgendwie anzuhalten. Aber eine sehr schöne Stadt. Wir haben uns entschieden, wieder weiter zu fahren und sind vom Südosten Sneek Richtung Aldhof und dann westlich über Jeitesleat nach Heeg gefahren. In Heeg sind wir nach einigem Herumkurven in der Stadt doch zum Hafen gefahren. Man sollte vorher anrufen und sich ankündigen, aber wir haben einfach auf der nächst besten Stelle rückwärts eingeparkt. Wirklich gekonnt. Dann zum Hafenmeister, der uns erstens 36 € für die Nacht abgeknöpft hat und zweitens zu einem anderen Liegeplatz gesdchickt hat. Eh ok. Er war sich ganz sicher, dass wir nicht vorher angerufen haben. Das wurden wir nämlich viermal gefragt in den 5 Minuten.
Abendessen beim Wassersport Restaurant: Ming: Burger. Cupcake: Krabbensuppe und Miesmuscheln. Ich: Fish and Chips. Ein guter Abschluss. Jedenfalls war das ein ziemlicher Boat-only Tag. So hart, dass man es nur macht, wenn man muss oder in einer Beziehungskrise steckt.
Heute gingen wir es etwas lockerer an. Wir haben an Bord etwas gefrühstückt, sind zum „Postamt“ (also dem Geschäft, das Briefmarken verkauft und einen Postkasten hat) gegangen und haben noch ein paar Getränke im lokalen Plus Supermarkt gekauft. Um spätestens 11:30 (nach Rücksprache mit der Hafenaufsicht) sind wir los gefahren: Wir starteten von Heeg Richtung Heeger Meer und wählten eine der Inseln, zufällig jene, bei der wir schon einmal übernachtet haben und legten dort an. Zu Mittag gab es Chili con Carne, dann sind die Kinder eine Erkundungs-Runde um die Insel gegangen. Ich habe mir einfach den Sessel ans Ufer gestellt und bin nach dem Mittagessen einfach eingeschlafen. Ein bisschen später habe ich Wurfübungen mit den Leinen gemacht: Über den Poller treffen oder über das Boot werfen.

Aus dem Travellunch den Sesamriegel als Snack probiert. Schlechte Idee – zieht jede Krone. Ausgewaschen, aufgesteckt, muss noch einen Kontrolltermin beim Zahnarzt machen. Ansonsten hat es hier ganz ruhig begonnen, auf der Insel, aber mir scheint, durch das Wochenende sind auffällig viele Schrei-Kinder unterwegs. Das ist mir unter der Woche anders in Erinnerung gewesen. Die Insel heißt Lange Hoekspolle,
Der Plan ist, dass wir nicht bis Montag in der Früh mit dem Boot fahren, sondern dass wir das Boot bereits morgen zurückgeben, mit dem Bus nach Sneek und von dort nach Amsterdam fahren. Das Ticket von Bremen nach Hannover würde ich verfallen lassen, stattdessen den Zug Amsterdam-Hannover nehmen (fünf Stunden, aber ok, besser als ganz zurück nach Bremen).
Und so sind wir am nächsten Tag (Samstag zurück zur DeDrait Basis gefahren, rückwärts eingeparkt und haben den Tag dort in Woudsend verbracht. Abendessen, packen für den nächsten Tag. Am nächsten Tag dann beim Yachtcharter angerufen und ihnen gesagt, dass wir das Boot früher zurückgeben). Dann aufgebrochen und mit dem Bus (diesmal nur etwa 7 €) zurück nach Sneek gefahren. Von dort dann mit dem Zug nach Amsterdam Centraal.
Der Trip war ganz angenehm, in Amsterdam haben wir um 14:00 das erstbeste Ibis Hotel am Bahnhof genommen, obwohl das Hotel A-train gar nicht so schlecht ausgesehen hat und nur ein paar Meter weiter gewesen wäre.
In Amsterdam sind wir durch die Stadt spaziert, haben auf Wunsch von Ming bei McDonalds Niederländische Burger gegessen und haben uns sonst das Zentrum mit Grachten, Rotlichtviertel, Coffee-Shops angesehen.
Am Abend sind Ming und ich nochmal rausgegangen (etwa um 22:00?) um etwas zu essen – wieder McD. Bin nicht stolz drauf.
Und dann ist auch schon Montag! Gefrühstückt wurde in einer kleinen Brasserie (Cupcake ein Chicken Club Sandwich, Ming ein English Breakfast, ich ein Dutch Breakfast. ) Massive Ladung, ich kann bis Nachmittag nichts essen.
Dann haben wir noch eine Kanalrundfahrt gemacht, und sind dann in den Zug nach Hannover eingestiegen. In den Niederlanden gibt es so Zutrittskontrollsysteme, wo man einen QR code scannen muss, um zu zeigen, dass man eine Karte hat, wenn man in den Bahnhof gehen will. Wir haben das natürlich ausgekostet und das Scan-Limit der Barcodes überschritten.
Egal. Der Trip ist zu Ende, es war gut – wir haben ein neues Land gesehen, auch BoatTrip und sogar die Hauptstadt gesehen, Kulinarisch sehr gut und von der Bootsfahrt sage ich gefällt es mir besser als Kroatien-Urlaube am Schiff: Am Schiff hat man starke Meeresbewegungen, da wird mir schlecht. In den Niederlanden waren die Bewegungen minimalst. Außerdem fuhren viele Schiffe: Das ist auch gut, weil interessant. Man kann die Vorfahrtsregeln üben.
Also in Summe fand ich es abwechslungsreicher als in Kroatien und naja – nichts gegen ein gutes Pljeskavica, aber die Speisen in den Niederlanden sind geschmacklich schon auf einem anderen höheren Niveau.
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